Viel Holz vor der Hütte – Am besten Zirbenholz?

Neulich hörte ich ein seltsames Wort. Ich glaube, dieses Wort gibt es gar nicht. Dennoch ist es schön. Es lautet: Holzpatriotismus. Ich könnte es den ganzen Tag aussprechen, weil es so schön ist. Ganz schön widersprüchlich auch noch. Dem Holz ist es ja schließlich egal, in welchem Land es steht. Aber ihr würdet staunen, wie politisch Holz wirklich ist. Und wie gezielt ich mit dem richtigen Holz am richtigen Ort eine politische Aussage treffen kann. Das glaubt ihr nicht? Nun, dann passt jetzt aber mal auf.

Vor kurzem hatte mich ein Freund eingeladen, der einfach mal kurzerhand und ein bisschen frühzeitig die Gartensaison eröffnet hatte. In seinem Garten: Gartenmöbel vom Allerfeinsten. Wir kamen ins Gespräch. Aber die ganz alltäglichen Dinge, wie wir es in letzter Zeit immer öfter kommen.

Redeten wir früher von recht abstrakten Dingen wie wir die Welt nachhaltig verändern könnten setzten wir jetzt bei uns selbst an. Bei unserem Umfeld. Bei den Dingen des alltäglichen Lebens. Das schien uns glaubwürdiger und machbarer.

Meine Frage lautete daher naheliegenderweise: „Weißt du auch aus welchem Holz deine Gartenmöbel  gemacht wurden“? Seine Antwort darauf, überraschenderweise: „Nein, aber bei dem Preis wird es wohl ein anständiges Holz sein“. Seine Naivität überraschte mich. Wo ich auch hinschaute: Akazie. Teak. Oder gar Bambus. Also alles Hölzer, die in unserer Region nicht gerade heimisch waren. Da darf man sich fragen: Gehört das überhaupt hier her? Was ist mit eingangs erwähnten „Holzpatriotismus“?

So schön kann Fichtenholz sein.
So schön kann Fichtenholz sein.

Zirbenholz, Fichtenholz oder doch lieber Teak und Co.?

Nun war ja Patriotismus etwas, das uns nicht allzu nahe lag. Aber dennoch: Gab es nicht so etwas wie Natürlichkeit? So etwas wie Ursprünglichkeit? So etwas wie Regionalität? Hatten wir nicht auch Fichte oder Zirbenholz, das sich ebenso gut eignete? Und eine andere Frage stellten wir uns nach unserem kurzen Fachdiskurs über einheimische und „fremde“ Hölzer ebenso: Waren wir auf dem besten Weg dahin zu Öko-Spießern zu werden? Schützten wir uns plötzlich gegen fremde Einflüsse und bewerteten das Eigene zu hoch?

Oder hatte es gar Gründe, die mit Umweltschutz zu tun hatten, denn schließlich und endlich konnten wir es nicht ja gut finden, wenn die Regenwälder langsam aber stetig abgeholzt wurden?Wir hatten keine Antwort. Das Wort „Nachhaltigkeit“ schwirrte immer wieder in unseren Köpfen herum. Zugleich aber auch die Frage, ob Regionalität nicht auch irgendwie mit Provinzialität verzahnt war.

Sprich: Wenn wir nur unsere eigenen Hölzer und eigenen Materialien wie Zirbenholz propagierten, dann würden wir eine seltsame Form von „Wir sind Wir“ propagieren in dem wir implizit behaupteten, dass nichts anderes bei uns heimisch werden sollte. Kurzum: Alles was nicht eine jahrhundertelange Tradition in Sachen heimisches Holz hatte war im Grunde ohnehin schon mal in Verdacht unheimisch und somit nicht legitim zu sein.

Mit dieser Hängebank aus Zirbenholz lässt sich auch im Garten gut rumhängen.
Mit dieser Hängebank aus Zirbenholz lässt sich auch im Garten gut rumhängen.

Klar war jedenfalls: Ich positionieren mich, wenn ich Gartenmöbel kaufe. Ich positioniere mich, wenn ich Akazie oder Teak in meinen Garten stellen anstatt mich mit dem Thema Fichte oder Zirbenholz zu beschäftigen. Und Lärche oder Esche hatten ja auch immerhin noch ein Wörtchen mitzureden.

Gab es einen Ausweg aus dieser Misere? Wie ließ sich dieses Problem lösen? Welches Holz gehört jetzt denn bitte wirklich in den Garten und welches nicht? Was sagt das über unser Bewusstsein aus? Vielleicht geht es ja auch „nur“ darum, sich bewusst zu machen, welches Holz man sich in den Garten stellt. Und welche Handlungen man damit setzt. Will ich die heimische Wirtschaft stärken oder leiste ich einem riesigen, gesichtslosen Markt Vorschub, indem ich Holz kaufe, das von irgendwoher importiert und möglichst billig auf den Markt geschmissen wird?

Klar ist: Jeder Kauf ist politisch. Sogar Gartenmöbel treffen eine Aussage. Sollten wir mehr „Holzpatriotismus“ walten lassen was Zirbenholz, Fichte & Co. betrifft. Ich weiß es nicht und kann diese Frage nicht endgültig beantworten. Aber wir sollten uns langsam darüber Gedanken machen, was wir wirklich kaufen. Wir müssen endlich damit anfangen, uns Gedanken zu machen. Auch über die kleinen, alltäglichen Dinge wie unsere Gartenmöbel. Nur so können wir etwas verändern und einen Diskurs in Gang setzen.

Was meint ihr dazu? Was gehört in unseren Garten und was nicht?

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Von in 4Betterdays