Bestellen ohne Versandkosten: Schöne, neue Warenwelt!

Es kann schon mal zu einer Art von Sucht werden. Bestellen im Internet ist einfach und es wirkt auch so, als ob das alles keine Auswirkung auf unsere Welt und unsere Umwelt hätte. Ganz so, als würden die Pakete von selbst bei uns zuhause eintrudeln. Ich weiß schon, das ist naiv. Aber manchmal ging es mir tatsächlich so. Ich wusste natürlich, dass die Bestellungen irgendwie zu mir gelangen mussten. Aber es war mir tatsächlich manchmal nicht bewusst, auf welche Weise die Ware zu mir gekommen ist. War ja auch alles so schön einfach, praktisch, versandkostenfrei.

Wer weiß. Vielleicht ist es auch das, was uns die schöne neue Warenwelt im Internet vorgaukeln möchte. Ist ja schließlich alles so schön bunt und vielfältig hier. Es soll uns suggeriert werden, dass mehr zu kaufen auch wirklich mehr ist. Wer kann sich schließlich schon entscheiden bei diesem breiten Angebot?

Kann eigentlich noch jemand unterscheiden zwischen Dingen, die wirklich notwendig sind und die das Leben tatsächlich bereichern und zwischen absolut nutzlosen Dingen? Nutzlos, das meine ich in dem Sinne, als dass das Bedürfnis nach diesen Waren nur suggeriert und künstlich hervorgerufen wird. Die schöne, neue bunte Warenwelt wird nämlich auch begleitet von einer riesigen Marketing-Maschinerie, welche die Unterscheidung zwischen diesen beiden Ebenen bewusst verschleiert und letztlich dann auch aufhebt.

Ist eine Bestellung ohne Versandkosten wirklich immer die bessere Wahl?
Ist eine Bestellung ohne Versandkosten wirklich immer die bessere Wahl?

Ich habe eine Vermutung: Das Öl im Getriebe des Systems der Wahllosigkeit und der Beliebigkeit sind die versandkostenfreien Angebote. Sie rufen diese Indifferenz zwischen „sinnvollen“ und „sinnlosen“ Produkten zwar nicht hervor, aber sie stärken und forcieren sie. Ganz einfach deshalb, weil es die Wahllosigkeit des Einkaufes beflügelt. Warum nachdenken, was man kauft und wie oft man bestellt, wenn es ohnehin gratis ist? Diese Gedankenlosigkeit wird dadurch vorangetrieben, dass die Versandkosten nicht anfallen bzw. eben im Preis bereits inkludiert sind und nicht gesondert ausgewiesen sind.

Angebote ohne Versandkosten: Fluch oder Segen?

Was wäre eine Reaktion darauf? Bei 4betterdays.com wurde zumindest mal ein möglicher Ausweg gefunden: Die Versandkosten werden gesondert ausgewiesen. Die Produkte werden nicht ohne Versandkosten versandt. Die Kunden sollten überlegen, wann und wie oft sie bestellen. Sie sollen sich überlegen, dass ihr Handeln Konsequenzen hat. Eine Online-Bestellung ist kein virtueller Raum, sondern ein Raum, der unmittelbar Auswirkungen auf unsere Umwelt hat. Wenn ich bestelle, dann entscheide ich was ich kaufe, wo ich es kaufe und unter welchen Bedingungen ich es kaufe.

Vielleicht lässt es sich mit Verandkosten wieder natürlicher leben?
Vielleicht lässt es sich mit Verandkosten wieder natürlicher leben?

Versandkosten können den gedankenlosen Klick ins Stocken bringen. Werde ich erst herausgerissen aus der Schnelllebigkeit und Einfachheit der schönen, neuen, bunten Warenwelt, dann kann ich auch wieder nachdenken, analysieren und die Dinge so wahrnehmen, wie sie wirklich sind. Ich kann mich fragen, wie die Produkte produziert wurden. Ich kann mich fragen, ob ich dieses Produkt wirklich brauche. Ich kann mich fragen, ob hier mit fairen Löhnen gearbeitet wurde. Und so weiter und so fort.

Ist die scheinbare Virtualität des Internet-Zeitalters wieder rückgebunden auf Welt und Umwelt, lässt sich wieder scharf sehen. Von daher: Denken wir doch wieder nach, was wir kaufen. Überlegen wir wieder mehr. Dann wird auch unsere Welt wieder zunehmend zu einem besseren Platz. Und beginnen könnte alles beim Thema Versandkosten!

Bestellen ohne Versandkosten: Schöne, neue Warenwelt!
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Von in 4Betterdays