Wertschätzung, kennt das noch wer?

Irgendwann muss es passiert sein. Sie kam erst nur schleichend, aber doch mächtig genug, um sich langsam und stetig immer tiefer in unseren Köpfen zu verankern. Die Geiz-ist-geil Mentalität hat es geschafft, die Wertschätzung aus der Wahrnehmung zu verdrängen. Sie hat uns in Beschlag genommen und billig war plötzlich das neue, alleingültige Credo für die Konsumenten. Billig um jeden Preis. Alles kaufen können und nur wenig dafür bezahlen müssen. So verlockend das auf den ersten Blick auch klingt, so weitreichend sind doch die Folgen unseres Handelns. Hinter jedem Ding, das wir kaufen steckt auch eine Geschichte, wo es produziert wurde und unter welchen Umständen, wer dabei verdient und wer vielleicht draufzahlt. Irgendwann, so scheint es, haben wir das Gefühl für den wahren Wert der Dinge und Leistungen verloren. Alles wird nur mehr am Preis gemessen, und das Internet zeigt uns auf Knopfdruck, wo wir schnell ein paar Cent sparen können.

Öko? Kann ich mir nicht leisten!

Wir sind so preissensibel wie selten zuvor, und trotzdem lassen wir uns ganz leicht für dumm verkaufen. Viele von uns haben schon mal einen Kaffee getrunken, der aus einer dieser Kapseln kommt. Schmeckt ja recht gut und ist auch so praktisch, weil einzeln verpackt. Und auf den ersten Blick ist so eine Kapsel auch noch billig, 35 Cent verlangt der Hersteller dafür. Für ca. 6 Gramm Kaffee. Das macht auf ein Kilo hochgerechnet stolze 58 Euro. Hoppala, das ist dann doch nicht mehr günstig, aber so ein Clooney will ja schließlich auch bezahlt werden. Von der dabei produzierten Menge Abfall wollen wir gar nicht erst reden. Nur mal so zum Vergleich: ein Kilo Kaffee aus nachhaltigem Fair-Trade Handel ist ab 25 Euro erhältlich. Da soll noch mal jemand sagen, er könne es sich nicht leisten ökologisch wertvolles zu kaufen.

Es geht auch anders, und immer mehr mündige Konsumenten erkennen das. Wir können weiterhin bei irgendeinem gesichtslosen Konzern vermeintlich billig einkaufen und uns nicht weiter um die Zusammenhänge kümmern. Oder aber wir begreifen, dass der simple Akt des Kaufens so viel mehr bewirkt als gedacht. Es macht einen gewaltigen Unterschied, ob Produkte vor Ort hergestellt oder um den halben Globus befördert werden. Es ist nicht egal, ob Rohstoffe nur ausgebeutet oder auch an Ort und Stelle veredelt werden und damit hochwertige Arbeitsplätze erhalten. Wenn ein großer Teil der Wertschöpfung lokal wirksam ist, dann profitieren auf lange Sicht alle davon.

Wer billig kauft, kauft zweimal

Dieser Gedanke ist nicht ganz neu, zugegeben, aber er hat immer noch Gültigkeit und in letzter Zeit ist er vielleicht zu sehr in Vergessenheit geraten. Qualität schafft Werte und zahlt sich immer aus. Aus diesem Grund gibt es eine Reihe von Initiativen, die wieder ein Bewußtsein für den Wert von Qualität schaffen wollen. Stellvertretend seien hier Qualität Tirol und das Qualitäts Handwerk Tirol genannt, die eine Plattform für bewusste Konsumenten und Produzenten bieten. Es gibt eine ganze Reihe an innovativen Unternehmen in unserem Land, die Produkte mit dem kleinen bisschen mehr an Wert herstellen. Ein gelungenes Beispiel dafür findet sich bei hoamat.wert, die sich Nachhaltigkeit und Wertschätzung ganz groß auf die Fahnen geheftet haben. Und wer das nächste Mal auf der Suche nach einem ganz speziellen Geschenk ist, kann sich den Gang zum Juwelier sparen. Schmuckstücke der besonderen Art findet man zum Beispiel bei der Bergspitzlerin, ein jedes ein Unikat und handgefertigt in Tirol.

Letztendlich liegt es in unserer Hand, denn wir sind die Konsumenten, und wir entscheiden, welche Wertschätzung wir einem Produkt geben. Jede Kaufentscheidung ist eine abgegebene Stimme für ein bestimmtes System. Manchmal ist es doch leicht, sich für das Richtige zu entscheiden.

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Von in 4Betterdays