Am 7. November ist „Tag des Schreiners“ in Bayern. Ein kleiner Tischlereibetrieb hat einen Brief an seine Kunden geschickt. Wir haben beschlossen, ihn in anonymisierter Form mit unseren Lesern zu teilen.

Wir wollen nicht lange um den heißen Brei herumreden: ein bayrischer Schreiner hat seinen Kunden einen Brief zukommen lassen. Einer der Kunden hat ihn an uns weitergeschickt und uns gebeten, mithilfe der Netzgemeinde auf die Lage des Betriebes bzw. die gelebte Realität in der Branche aufmerksam zu machen. Da uns der Brief aus der Seele spricht, teilen wir ihn gerne.

Der vollständige Brief des Schreiners

Baum
Wer legt heute noch wert auf Qualität?
Liebe Kundinnen, liebe Kunden,
heute wenden wir uns in eigener Sache an Sie. Wir möchten Ihnen etwas erzählen, das uns schockiert, betrübt und zunehmend nachdenklich stimmt. Auch Sie sind davon betroffen.
Es geht um eine Geschichte aus unserem Alltag. Wie Sie wissen, sind wir ein kleiner, niederbayrischer Schreinereibetrieb mit 19 Mitarbeitern. Zudem bilden wir 3 Lehrlinge aus. Unser Unternehmen beliefert seit mittlerweile 38 Jahren die nähere und weitere Umgebung unseres Städtchens mit qualitativ hochwertigen Produkten aus heimischen Hölzern. Wir lieben unser Handwerk und sind davon überzeugt, dass man das auch sieht! In jeder Küche, Stube, Anrichte, Treppe, in jedem Tisch und Stuhl, Bilderrahmen und Bett stecken jahrelange Erfahrung, Wissen und vor allem: unser Herzblut.
Doch damit wird wohl bald Schluss sein. Herzblut, Können und harte Arbeit allein reichen nämlich längst nicht mehr aus, um sich seinen Lebensunterhalt zu finanzieren. Um ehrlich zu sein: Wir wissen nicht, wie lange wir es uns noch leisten können, unseren Betrieb am Leben zu erhalten. Der Grund ist relativ simpel: Mit Konkurrenz aus Fernost können wir nicht mithalten.
Wie das? Leider sind die Qualität und Regionalität eines Produktes für immer mehr Konsumenten kein ausschlaggebendes Kaufargument mehr. Meist wird nur noch auf den Preis geachtet. Darüber, wie er zustande gekommen ist, denkt aber niemand nach. Dass im asiatischen Raum unterbezahlte Arbeiter (womöglich sogar Kinder) unter widrigsten Bedingungen qualitativ minderwertige Ware herstellen und dass diese Ware dann mehrere tausend Kilometer nach Europa transportiert werden muss, scheint völlig egal zu sein. Hauptsache, der Preis stimmt.
Für viele zählt nur der Preis eines Produktes, nicht die Lebensdauer
Für viele zählt nur der Preis eines Produktes, nicht die Lebensdauer
Wie sollen wir da mithalten? Hinter unseren Preisen verstecken sich keine Wucher-Gewinnmargen. Lediglich die faire Entlohnung von guter Arbeit und die Verwendung heimischer Rohstoffe. Wir wollen, dass unsere Mitarbeiter von ihren Jobs leben können – und zwar nicht in China, sondern bei uns in Bayern. Das Holz, das wir verwenden, kommt aus heimischen Wäldern, wird von heimischen Holzbetrieben verarbeitet und an uns geliefert. Auch das wird branchenüblich entlohnt. Wir sehen keinen Sinn darin, Holz aus anderen Ländern zu importieren. Damit würden wir der heimischen Branche die Aufträge und die Lebensgrundlage entziehen.
Viele Kunden kümmert das freilich nicht. Sie lassen sich von Billigangeboten blenden und von der Werbung der “Großen” in die Irre leiten. “Das ist auf Amazon billiger” oder “Im Internet zu bestellen ist viel bequemer” bekommen auch wir leider immer öfter zu hören. Jegliche Argumentation scheint zwecklos. Dennoch glauben wir nicht, dass die Online-Shops bzw. das Internet schuld am Aussterben der heimischen Handwerksbetriebe sind – es ist lediglich das verloren gegangene Bewusstsein der Konsumenten. Durch die Jagd nach Schnäppchen treiben wir den Zerfall unserer eigenen Wirtschaft voran. Wenn es so weiter geht, wird es bald  keine heimischen Handwerksbetriebe mehr geben. Sämtliche Facharbeiter (und deren Familien) werden ohne Einkommen dastehen. Ausbildungsmöglichkeiten für den Nachwuchs werden wegfallen. Im schlimmsten Fall werden wir alle irgendwann auf der Straße landen und uns nicht mal mehr die Billigangebote der “Großen” leisten können. Es betrifft nicht nur uns bzw. unsere Branche, am Ende leiden alle darunter.
Gibt es die gewünschte Ware nicht vielleicht auch bei einem Schreiner in der Nähe?
Gibt es die gewünschte Ware nicht vielleicht auch bei einem Schreiner in der Nähe?
Nein, wir beschweren uns nicht. Wir zeigen lediglich auf, wie die Realität mittlerweile aussieht und wir möchten darauf aufmerksam machen, welche Auswirkungen das alles hat. Außerdem wollen wir verdeutlichen, dass es möglich ist (und ziemlich einfach), die Abwärtsspirale umzukehren:
Liebe Kundinnen, liebe Kunden: Es ist entscheidend, was Sie kaufen. Bitte überlegen Sie vor künftigen Einkäufen bei den “Großen” einfach zweimal, ob Sie das gewünschte Produkt nicht auch bei einem Handwerksbetrieb in Ihrer Nähe kaufen können. Dazu müssen Sie sich noch nichtmal aus dem Haus bewegen.
Es gibt bereits gute Möglichkeiten, regional hergestelltes Handwerk im Internet zu kaufen. Ein Beispiel ist die Online-Plattform 4betterdays.com, wo Sie alles finden, was das Herz begehrt. Auch wir sind bereits Teil der Community und bieten dort unsere Handwerkskunst an. Durch 4betterdays.com haben wir neue Hoffnung geschöpft, dass auch wir als kleiner Schreinereibetrieb überleben können – das ist nämlich unser größter Wunsch.
Generell ist ein Umdenken in der Gesellschaft notwendig. Wir würden uns freuen, wenn Sie unsere Geschichte teilen! Vielleicht schaffen wir es über soziale Medien gemeinsam, wieder ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit, Qualität und heimische Handwerkskunst zu schaffen und die Wegwerfgesellschaft hinter uns zu lassen. Vielen Dank!

„Qualität statt Quantität“

An dieser Stelle bedanken wir uns bei dem Schreiber des Briefes für seine ehrlichen und klaren Worte (und natürlich für die Erwähnung von 4betterdays.com). Wir stimmen auf ganzer Linie zu: Es braucht ein Umdenken in der Gesellschaft, eine Änderung des Konsumverhaltens und wieder mehr Bewusstsein für Nachhaltigkeit, ganz nach dem Motto „Qualität statt Quantität“. Gemeinsam können wir es schaffen, dieses Bewusstsein bei den Konsumenten zu stärken! Was ist also zu tun? Geschichte teilen, mit Freunden darüber reden und dadurch etwas verändern!